Freie Sicht für Selfies

Videoüberwachung ist ein heikles Thema, wie die Diskussionen um mehr Kameras an öffentlichen Plätzen zeigen. Kein Wunder, dass Kameras im persönlichen Nahbereich noch weitaus kritischer gesehen werden. So zeigt eine aktuelle Studie des Digitalverbands BITKOM, dass jeder vierte Nutzer (27 Prozent) von Laptops, Tablet-Computern und Smartphones die Kamera seines Geräts bewusst abdeckt. Das Pflaster oder Kreppband auf der Kamera ist also Absicht und kein Zeichen für einen unordentlichen Schreibtisch. Schade ist bei dieser Umfrage, dass es keine separate Erhebung für Laptops und für Tablets und Smartphones gibt. Denn während abgedeckte Kameras auf Laptops gar nicht so selten zu sehen sind, bleiben die mobileren und damit eigentlich auch bedenklicheren mobilen Telefone in der Regel Aufkleber-frei.

Klar ist es lästig, die Linse bei Selfies immer erst freiräumen zu müssen, doch wenn 38% der Altersgruppe von 14- bis 29-Jährigen Angst vor Ausspähung hat, sollte vor allem das Objektiv ihres Tablet-Computers oder Smartphones buchstäblich im Blickfeld stehen. Handys und Tablets besitzen mittlerweile immer eine oder zwei Kameras und auch das Mikrofon, dass für die Telefonate unerlässlich ist, kann aus Datenschutzsicht zum Problem werden. Schadsoftware, die das Endgerät übernimmt und heimlich Video- und Audioaufnahmen macht, gibt es mittlerweile genügend, auch für mobile Betriebssysteme. Und wenn man es genau nimmt, sind die diversen Sprachassistenten von Google, Microsoft und Amazon auch nichts anders als ein heimlicher Lauscher im Hintergrund – nur eben mit guten Absichten.

Sicherheit, und das betrifft in diesem Fall vor allem den Datenschutz, ist unbequem, das war schon immer so. Das Gegenteil von Sicherheit ist nicht Unsicherheit, sondern Komfort. Alexa, Google Assistant und Cortana machen das Leben tatsächlich angenehmer und bequemer, genau deswegen sind die Tools ja so beliebt, auch bei Menschen die noch vor 25 Jahren vehement gegen die Volkszählung demonstriert haben. Genaue Verkaufszahlen geben die Hersteller nicht heraus, aber allein Amazons Echo soll in einer halben Million Haushalte in Deutschland stehen.

Datenschutzbedenken werden den Siegeszug von Smartphone-Kameras und Sprachassistenten weder stoppen noch verlangsamen. Es bleibt nur die Hoffnung, dass Hersteller verantwortungsbewusst und Anwender sensibel mit der Technik umgehen. Das Pflaster oder Klebeband über der Laptop-Kamera ist tatsächlich keine schlechte Idee, sie verhindert Bilder, selbst wenn Schadsoftware die Kamera übernimmt. Etwas eleganter geht das mit kleinen Schiebern, die auf die Kamera geklebt werden und die Linse entweder ab- oder verdecken. Diese Webcam-Cover sind auf Messen zurzeit äußerst beliebte Werbegeschenke, es gibt sie aber auch für ein paar Euro im Handel. Auf Smartphones halten sich die Cover erfahrungsgemäß leider nicht sehr lange.

Sprachassistenten kann man komplett oder zumindest in punkto Dauerlauschen abschalten. Ganz ohne wird in ein paar Jahren vorrausichtlich kein Haushalt mehr sein wollen, dafür sind die Tools zu bequem und schon jetzt zu beliebt. Nachdem die Geräte nicht ohne Netzverbindung ins Internet funktionieren, sollte man aber zumindest auf dieser Seite alle notwendigen Sicherheitsmaßnahmen treffen. Das heißt, den Router vernünftig abzusichern oder von einem Profi absichern zu lassen, die Software auf dem neuesten Stand halten und möglichst keine Ports für den Zugang von außen öffnen. Wenn Zugriff von Unterwegs notwendig ist, muss er über ein VPN abgesichert werden. Für den Privatgebrauch hinreichend sichere VPN-Clients sind inzwischen in allen Betriebssystemen eingebaut, bessere Router bieten auch einen VPN-Server an. Noch sicherer wird es mit VPN-Clients von professionellen Anbietern. Darüber hinaus gibt es auch VPN Clients für Android, damit ist dann auch das mobile Betriebssystem von Google für wenig Geld sehr sicher an das Heimnetz angebunden.

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