Ihr Kinderlein kommet – aber schaltet das WLAN ab

Alle Jahre wieder, wenn Weihnachten näher rückt, häufen sich die Klagen über alljährlichen Geschenkewahnsinn. Früher war generell alles besser, als die Eltern selbst Kinder waren, war man schon über ein Holzauto glücklich und die heutige Generation ist sowieso viel zu verwöhnt. Wer aber die Spielzeugrenner vergangener Tage (Zauberwürfel, He-Man, Furby, Tamagotchi… ) schon für Teufelszeug hielt, wird bei den aktuellen Spielzeugtrends große Augen machen. Eine Umfrage unter Eltern vom Sicherheitssoftware-Hersteller McAfee ergab, dass sich 90 Prozent der Kinder vernetztes Spielzeug wünschen. Kaum ein Elternteil hat allerdings die IT-Sicherheit im Auge, die bei solchen digitalen Brückenköpfen im Kinderzimmer durchaus wichtig ist.

Die Studie findet nicht nur Spielzeugtrends des Jahres, sondern zeigt auch auf, welche als Geschenk beliebte Technikprodukte sich am leichtesten hacken lassen. Am gefährdetsten sind nach wie vor Laptop & Co., wobei es auch Drohnen und generell Kinderspielzeug mit Netzverbindung auf die Liste geschafft haben. Trends lassen sich nicht durch mahnende Zeigefinger stoppen. Dass sich mittlerweile so gut wie jedes Gerät mit einem Prozessor ins Internet bringen lässt, ist eine Nebenwirkung billigerer Technologie und des Wunsches, Kunden so eng wie möglich an den Hersteller zu binden. Natürlich lassen sich dadurch auch deutlich aufwändigere Dienste im Spielzeug anbieten, da die Rechenleistung in der Cloud unbeschränkt ist. Spracherkennung und entsprechende Reaktionen, Bildbearbeitung und viele weitere Angebote werden so ohne großen Aufwand realisierbar. Viele der vernetzten Spielzeuge sind ohne WLAN-Zugang mit Internet-Route schlicht nicht nutzbar.

Die meisten Kinder bekommen bereits schon im Alter von 7 – 9 ihr erstes digital vernetztes Technikgerät. McAfee lamentiert, dass in diesem Alter noch kein ausreichendes Bewusstsein vorhanden ist, um verantwortlich mit den eigenen generierten Daten umzugehen. Wer sich die Sicherheitsvorfälle der letzten Wochen, Monate und Jahre ansieht, wird zu dem Schluss kommen, dass anscheinend auch erheblich ältere Menschen Schwierigkeiten mit dem richtigen Bewusstsein haben. Und wer noch nie eine AGB weggeklickt hat, ohne sie durchzulesen, der werfe den ersten Stein. Trotzdem haben das jugendliche Alter und die potentiellen Missbrauchsmöglichkeiten von vernetztem Spielzeug eine ganz eigene Dimension. Häufig sind Kameras verbaut, die in die intimsten Rückzugsbereiche der Kinder hineinblicken. Sicherheitssoftware gibt es fast nie, weil es kein entsprechendes Betriebssystem oder auch nur eine Schnittstelle dafür gibt. Und dass die allermeisten Eltern schon beim Absichern von PC und WLAN-Router mangels Kenntnissen scheitern, lässt für den neuen digitalen Spielplatz Kinderzimmer nichts Gutes vermuten. McAfee berichtet, dass 89 Prozent aller in Deutschland befragten Eltern angaben, dass ihr Kind sich schon mal ein „Connected Device” als Spielzeug gewünscht hat. Trotzdem wissen rund 35 Prozent der befragten Eltern nicht, was ein „Connected Device“ überhaupt ist.

Wie üblich sind die Unterschiede zwischen Wollen und Tun erheblich. Auch wenn 72 Prozent aller deutschen Befragten der Überzeugung sind, dass Smartphones, Tablets und Laptops nur dann gefahrlos benutzt werden können, nachdem die erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen durchgeführt wurden, führen nur 51 Prozent die erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen wirklich durch. Hier sind übrigens die Älteren, die Gruppe der 51 – 55-jährigen deutlich häufiger bereit, die Sicherheitsmaßnahmen durchzuführen, als die Altersgruppe 21 – 30. Die ältere Generation, die nicht mit dem Internet groß geworden ist, ist also viel vorsichtiger als diejenigen, die ein Leben ohne das WorldWideWeb kaum noch kennen.

Letzten Endes läuft es wieder darauf hinaus, dass man dem Hersteller vertrauen muss, seine Sache in punkto Sicherheit richtig zu machen, weil entweder die Kenntnisse oder die technischen Möglichkeiten fehlen, sich selbst darum zu kümmern. Natürlich wäre es sinnvoller, bei Spielzeug, egal ob für Erwachsene oder Kinder, komplett auf die Vernetzung zu verzichten. Doch die in den Marketingabteilungen der Hersteller ist eine solche Option vermutlich noch nicht einmal unter Ferner liefen zu finden. Den Kids kann man mit solchen Überlegungen ohnehin nicht kommen, das hat schon bei Furby und Co nicht geholfen. Aber dort konnte man wenigstens noch die Batterie rausnehmen.

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